Viertel nach elf war es, als die öffentliche Sitzung vom 28. Juli für beendet erklärt wurde. Da saßen wir nur noch zu zweit auf den Zuschauerplätzen. Die anderen Gäste und die Presse haben schon weit vorher das Schützenheim verlassen, in dem momentan wegen der Corona Pandemie die Sitzungen abgehalten werden. Das ist mein neuer, persönlicher Sitzungsrekord. Für den Bürgermeister, die Gemeinderäte und die Verwaltung kam danach noch der nicht öffentliche Teil und das wohlwissend, dass sie alle berufstätig sind und morgen früh auch wieder raus müssen. Auf dem Heimweg dachte ich mir was das für ein Opfer ist, das unsere gewählten Vertreter hier bringen und beschloss, ihnen mit diesem Beitrag einmal Anerkennung für ihre Arbeit zu zollen.
Als Mann einer Gemeinderätin weiß ich, dass die Sitzungen nur ein kleiner Teil der Arbeit sind. Viel mehr Zeit nimmt die Vorbereitung mit der Sichtung der Sitzungsunterlagen oder zahllose Vor-Ort-Termine, zum Beispiel bei Bauvorhaben, in Anspruch. Dann gibt es auch noch die Ausschusssitzungen oder öffentliche Veranstaltungen wie die jährliche Bürgerversammlung bei denen die Anwesenheit nötig ist. Das Amt des Gemeinderats ist übrigens ehrenamtlich, und es gibt lediglich ein Sitzungsgeld von 25 Euro – pro Sitzung wohlgemerkt!
Wenn man Sitzungen regelmäßig beiwohnt und das auch bis zum Ende durchhält, stellt man fest wie anstrengend das sein kann, zumal viele Tagesordnungspunkte auch nur Triviales wie das Zustimmen zu rechtskonformen Bauanträgen enthalten. Andere Themen wiederum, wie die Wasserversorgung oder die Wahl der Leuchtmittel für die Straßenbeleuchtung, sind elementar, mit hohen Ausgaben verbunden und oft über mehrere Jahrzehnte wirksam. Alle Punkte erfordern aber volle Konzentration, auch die, die erst am Ende nach drei Stunden Sitzungsmarathon unter „Wünsche und Anträge“ kommen. Seitdem ich bei diesem Blog mitmache fällt mir das besonders auf, weil beim Mitschreiben während der Sitzung die Aufmerksamkeitsspanne gegen Ende drastisch sinkt und es viel Disziplin erfordert diese aufrecht zu erhalten.
Also, wenn ihr euch mal wieder über unsere Kommunalpolitiker aufregt, dann lade ich euch zu einem Selbstversuch ein: besucht eine Sitzung und versucht dieser bis zum Ende aufmerksam zu folgen.
Ich für meinen Teil möchte all denen da draußen, die für das Geimeinwohl ihre Freizeit opfern, meinen tiefsten Respekt aussprechen!
Zu einigen inhaltlichen Themen der heutigen Sitzung werde ich noch einen eigenen Beitrag verfassen, aber sicher nicht mehr heute Nacht. Es ist jetzt nach Eins und Michaela kommt gerade von der Sitzung nach Hause.