Bei der Sitzung vom Bau-, Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss am 1. Juni 2021 stand neben drei Bauvorhaben in Oberfinning und Entraching auch der geplante Spielplatz am Neubaugebiet Ahornweg auf dem Programm. Die Projekte wurden jeweils vor Ort besprochen.

Den Anfang machte der Kinderspielplatz am Ahorn-/ Buchenweg. Anwesend waren einige Anwohnerinnen und Anwohner, die den Arbeitskreis Naturnaher Spielplatz Oberfinning gegründet haben, der sich zum Ziel gesetzt hat, einen naturnahen Spielplatz auf dem von der Gemeinde für diesen Zweck vorgesehenen Areal westlich des Neubaugebietes am Kreuzberg zu realisieren. Ebenfalls anwesend war Robert Schmidt-Ruiu, der Gründer von „Gemeinsam Gestalten“, einem Unternehmen, das sich auf die Gestaltung und Umsetzung naturnaher Spielräume spezialisiert hat. Schmidt-Ruiu stellte kurz sein Unternehmen vor, das seit gut 20 Jahren besteht und mittlerweile sieben Mitarbeiter zählt. Er selbst sei gelernter Schreiner und Sozialpädagoge und konnte mit der Gründung von „Gemeinsam Gestalten“ beide Welten beruflich verbinden. Die Kernidee des Unternehmens bestehe darin, zusammen mit den Anwohnern Spielplätze zu realisieren, sowohl bei der Planung, als auch bei der Umsetzung. Dies geschehe unter Einbeziehung der gesetzlich vorgeschriebenen Normen wie der DIN 18034 und DIN 1176, inklusive der daraus resultierenden, regelmäßigen Kontrollen des Areals und der Spielgeräte. Hier sei bereits festgelegt, dass es für die Kinder genügend Material zur freien Verfügung und Formbarkeit gebe. Ein super Element sei in diesem Zusammenhang Wasser und Sand, ebenso wie Laub im Herbst. Je wilder das Areal, desto mehr Material sei zum Spielen vorhanden, so Schmidt-Ruiu. Die Grundlage zur Gestaltung sei, dass Kinder und Erwachsene sich wohl fühlen. Dazu bräuchte es geschützte Ecken, die zum Beispiel mit Hecken eingehegt sind. Daher sei die Bepflanzung zusammen mit der Modellierung des Geländes das wichtigste Element. Geräte seien gar nicht zwingend das Wichtigste. Ein kleiner Erdhügel zum Runterrutschen und Graben wäre schon eine gute Basis. Dazu käme das Materialangebot, das durch die Pflanzung entstehe. So sei eine Blühwiese, die einmal im Jahr gemäht würde, nicht nur pflegeleichter, sondern biete durch die Blumen und das nach der Mahd anfallende Heu bereits ganz natürliches Spielmaterial. Ein weiteres Element wäre eine Sitzecke mit Tisch sowie ein kleiner Felsen oder ein Häuschen zum Verstecken und Klettern. Bei diesem Punkt merkte der Bürgermeister an, dass ein Fallschutz in Bezug auf das Klettern sehr pflegeintensiv sei. Dem könne man begegnen, indem man die Fallhöhe so gering mache, dass dieser gar nicht nötig sei, erwiderte Schmidt-Ruiu.

Für die Planung schlug er zwei alternative Vorgehensweisen vor. Entweder er erstellt vorab eine Planskizze, über die dann gemeinsam diskutiert wird, oder man veranstalte einen gemeinsamen Planungs-Workshop, aus dem drei bis vier Vorschläge bzw. Modelle entstehen, die dann in die Planung mit einfließen. Bei knappem Budget kann eine Handskizze, die im Workshop entsteht, schon ausreichen.

Der Bürgermeister berichtete, dass bei den bereits vorhandenen Spielplätzen im Ort die Eltern die Spielgeräte ausgesucht hätten und die Gemeinde diese dann angeschafft und aufgestellt habe. Die Preisvorstellung der Gemeinde liege bei 30.000 Euro, so der Bürgermeister. Das wäre für die überschaubare Fläche ganz ordentlich, sagte Schmidt-Ruiu.

Auf die Frage, wie hoch denn die Planungskosten seien, antwortete Schmidt-Ruiu, dass diese im konkreten Fall von 500 Euro für eine Handskizze bis zu 1.200 Euro für einen digitalen Plan reichen würden.

Ein Gemeinderat wollte wissen, inwieweit sich der Eltern-Arbeitskreis mit Eigenleistung einbringen könne. Es gebe eine große Bereitschaft in der Gruppe, antwortete der Sprecher der Eltern. Schmidt-Ruiu ergänzte hierzu, dass man bei einer einwöchigen Umsetzungsphase von Montag bis Donnerstag mit einem vierköpfigen Team, sechs ehrenamtliche, erwachsene Mithelfer gut einsetzen könne. Das hätte neben einem positiven Effekt auf die Kosten auch noch den Vorteil, dass es langfristig eine stärkere Bindung zu dem Ort und somit auch mehr Engagement bei der Pflege aus der Bürgerschaft gebe.

Auf die Frage aus dem Gemeinderat, ob es Referenzplätze gibt, die vergleichbar und in der näheren Umgebung seien, antwortete Schmidt-Ruiu, dass in Lamerdingen und Groß- bzw. Kleinkitzighofen bereits realisierte Spielplätze seien, die der Gemeinderat sich anschauen könne; der in Lamerdingen sei bzgl. der Größe und dem Budget auch gut vergleichbar.

Der Arbeitskreis betonte, dass der Spielplatz sich zum Treffpunkt entwickeln solle und so auch eine langfristige Perspektive für den Ort bestehe. Andere Spielplätze würden auf die Jahre oft zum Katzenklo verkommen. Auch gebe es genügend Leute, die mithelfen wollen. Ebenso wurde das Erlebnis mit Blühflächen betont, das einen Zugang zur Natur schaffe. Eine weitere Stimme aus dem Eltern-Arbeitskreis sagte „Man kommt ganz anders zu dem Platz, wenn man selbst mitgeholfen hat, ihn zu bauen“.

Für die langfristige Pflege der Pflanzen könne man den Bauhof vielleicht sogar raushalten, schlug Schmidt-Ruiu vor. Wenn sich aus der Anwohnerschaft 6 Personen finden, wäre der jährliche Rückschnitt der Sträucher an einem Vormittag passiert.

Der Bürgermeister bremste die Euphorie etwas und sagte, dass trotz anfänglicher Begeisterung die Pflege am Ende dann doch bei der Gemeinde hängenbleibe. Aber auch das wäre ja kein Problem, so Schmidt-Ruiu, da die Gemeinde das bei den anderen Spielplätzen ja auch leiste.

Einem Kritikpunkt, der aus dem Gemeinderat kam und sich auf die Vorgehensweise bezog, erst das Budget vorzugeben und es dann aufzubrauchen, entgegnete Schmidt-Ruiu, dass er hier wohl falsch verstanden wurde. Er würde anhand des Budgets ein grobes Konzept inklusive eines Kostenplans machen und die Gemeinde würde dann selbst entscheiden, was davon umgesetzt wird.

Skepsis kam beim Bürgermeister auf, als das Thema Naschbüsche ins Gespräch kam. Hierbei handelt es sich um Beerensträucher, von denen die Kinder im Sommer und Herbst essen können. Laut Schmidt-Ruiu seien diese aber laut bereits oben genannter DIN-Norm DIN 18034 explizit gewollt. Wenn man sich die Außenbereiche von manchen Kindergärten anschaue, bei denen Sportrasen und einige wenige Hochstamm-Bäume gepflanzt wurden, könne er sich gar nicht vorstellen, dass die Planer diese Norm überhaupt kennen. Da gebe es für die Kinder keine Äste zum Klettern und auch auf der Wiese sei nichts zu finden, was spielerisch entdeckt werden kann.

Der Bauausschuss empfiehlt dem Gemeinderat einstimmig, bei der Firma „Gemeinsam Gestalten“ ein Angebot für eine Planung inklusive Kostenschätzung zu beauftragen.

Bei der zweiten Etappe ging es ins Gewerbegebiet Am Graben. Dort ging es um die Errichtung eines Nebengebäudes auf dem Gelände eines ansässigen Betriebes. Da der Bebauungsplan eine 2 Meter breite Eingrünung entlang der Grundstücksgrenze vorsieht und das geplante Gebäude direkt an der Grenze liegen würde, bräuchte es hier eine isolierte Befreiung, für die er aber kein Problem sehen würde, so der Bürgermeister. Aus dem Gemeinderat gab es diesbezüglich auch in Bezug auf die Nachbarschaft allerdings schon Bedenken. Daher wurde beschlossen, dem Gemeinderat zu empfehlen, das Landratsamt zu beauftragen, vor Ort zu kontrollieren, ob die Vorgaben des Bebauungsplanes eingehalten wurden.

Die letzten beiden Punkte auf der Tagesordnung führten zu keinen weiteren Diskussionen. Beim ersten handelte es sich um eine Bauvoranfrage für den Neubau eines Doppelhauses und eines Einfamilienhauses auf dem Areal einer ehemaligen Hofstelle am Schulanger in Entraching, für die der bestehende Hof abgerissen werden soll. Der zweite Punkt behandelte eine Tektur an einem bereits genehmigten Dachgeschoßausbau mit Gauben und Carport am Anger in Oberfinning.

Für beide Vorhaben wird empfohlen, das Einvernehmen zu erteilen.